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Mit dem Beginn der Fotografie löst sich die seit der Renaissance prägende Bildmetapher von Leon Batista Alberti vom Blick aus dem geöffneten Fenster zugunsten ihrer Vergegenständlichung auf: Bereits die ersten dokumentierten und durch unterschiedliche Verfahren erzeugten fotografischen Bilder von Niépce und Talbot sind Zeugnisse dieser neuen Bildqualität – direkt vergegenständlichte Fensterbilder.
Aber auch diese Vergegenständlichungen im fotografischen Bild sind von künstlicher Präsenz: anders als beim Blick aus dem Fenster, ist es auch hier nicht möglich, sich auf das Erblickte zuzubewegen und es aus der Nähe zu betrachten.
Die Arbeiten des Werkgruppe „Osmotic In-Between“ sind performative Bildbefragungen in der Präsenz von sich überlagernden Zeiträumen und Raumzeiten: die Fotografien zeigen etwas, was niemals derart gewesen ist und doch so wurde, weil es andernorts so ist.
Der Entstehungsprozess der Bilder besteht darin, dass digitale Interieuraufnahmen von Kulturpflanzen vor blickdichtem und geschliffenem Fensterglas an ein Fernsehgerät übertragen wurden.
Die Struktur der technischen Lochmaske des Fernsehbildschirms, der eigentlich Zeitabläufen darstellt und ferner Qualitäten eines Fernrohrs hat, wird von der technischen Struktur des Fensterglases und der organischen Struktur der Kulturpflanzen durchdrungen.
Es kommt im Sucher und zuletzt auch auf dem Bild zu einer Art visuellen Osmose an der Membran zwischen dreidimensionalem Raum und zweidimensionaler Fläche. Der Betrachter blickt als Spitze einer Pyramide auf die vierseitige Grundfläche dieser.
With the start of photography, the image metaphor by Leon Batista Alberti that has been formative since the Renaissance – the image metaphor of the look out of the opened window – dissolves in favour of its reification: The first documented photographic images which were produced by different procedures by Niépce und Talbot have already been credentials of this new image quality – reified window pictures in a direct way.
But these photographic image’s reifications also are of virtual presence: different from the look out of the window, it is also impossible to move towards and to have a look at close range what one had seen before.
The group of works “Osmotic In-Between” is a performative image survey in the presence of spaces of time and space-times which are interfering with each other: The photographic images show something that had never been like this, but has become of this, because it is like this elsewhere.
The images’ process of generation is that digital interiors of cultivated plants in front of opaque cut glass were transmitted to a TV set.
The technical aperture mask’s structure of the TV set, which presents time lapses in effect and which also has qualities of a telescope, is steeped in the technical structure of the cut glass and the organic structure of the cultivated plants.
There is a kind of visual osmosis at the membrane between three-dimensional and two-dimensional area occuring in the viewfinder first, and finally in the picture. The viewer is looking at the four-sided base area as the top of a pyramid.